Die Mannesmann Affäre

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Superhobel

Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Superhobel »

Moin!

Vielleicht gibt es ja einige Meinungen dazu hier im Forum, was derzeit bei uns in der Mühlenstrasse stattfindet und den Verkehr zum Erliegen bringt, die Mannesmann Affäre gegen Esser, Ackermann und Zwickel. Dazu kam auch gestern ein guter Beitrag auf N24. Gregor Gysi brachte es auf den Punkt "Als Anwalt kann ich dazu nichts weiter sagen, dazu haben sie das Recht und das ist Kapitalismus, als Politiker aber kotzt es mich an, wie sich hier einige Herren die Taschen gefüllt haben!" Die Amerikaner werfen uns vor noch nicht weit genug von der Planwirtschaft entfernt zu sein, die Sozis jubeln, dass "die da oben" einen auf den Sack bekommen. Vor allem Zwickel scheint für einen Moment seine Funktion vergessen zu haben, nämlich die Interessen der Belegschaft zu vertreten.

Was meint ihr?

Gruss,
Superhobel

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Rolf
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Rolf »

Tja, mit Voodoofone habe ich mich natürlich auch befasst, hab das immerhin live miterlebt. Man sagt, Dr. Esser (übrigens ein eher ruhiger Vertreter, im Gegensatz zu Dr. Gerard) hätte nicht 60 sondern 100 Mio. DM erhalten, aber was macht das schon für einen Unterschied. Interessant ist aber die Vorgehensweise: Wir pumpen mal eben 400 Mio in den "Wahlkampf" und verlieren doch, lassen uns aber dann 100 Mio quasi zurückgeben. Aber gut, was heisst "unfair" etc., wenn es das deutsche Recht zulässt. Das hat mich eh mehrfach enttäuscht und ist mit vernünftiger Denke nun wirklich nicht mehr zu erklären. Beispiele aus eigener Erfahrung habe ich leider mehrere, einige werden einen Teil davon kennen.

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Gruss,
Rolf
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Tempest
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Tempest »

Tja, die Affäre wird auch hier in England mit grossem Interesse beobachtet, und auch hier bekritisiert. Allerdings gibt's auch hier die Meinungen, die einfach sagen "Das ist Kapitalismus".

Meiner Meinung nach ist's eine grosse Unverschämtheit, wie mehr als 50 Jahre Sozialmarktwirtschaft, die doch eigentlich recht gut finktioniert haben, wegen dieser blöden Globalisierung (die ja überwiegend von der nach immer mehr Profit und somit höhere Gehälter ihrer CEOs motivierten Industrie angetrieben wird) innerhalb kürzester Zeit kaputt gemacht wird.

Denn, lasst uns nicht vergessen, mehr Geld gibt's nicht, nur das existierende wurde bislang in der Sozialmarktwirtschaft im Gegensatz zur freien Marktwirtschaft gerechter verteilt; man braucht(e) ja nur den Durchschnittsbürger in D mit dem in den USA zu vergleichen.

Da wird es doch mal allmählich an der Zeit, dass wenn die Industrie es schon schafft zu globalisieren, es die Regierungen auch mal schaffen, sodass weltweit mal ein grundsoziales System eingeführt wird *dream-on* :hypno:

Tempest (fertig mit dem Speakers Corner Gesülze)
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Superhobel

Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Superhobel »

Hallo!

Auch wenn ich moralische Bedenken anmelden würden, so stimme ich grundsätzlich eher in den Tenor derjenigen ein, die sich fragen "Na und?". Dass die Summen an die Öffentlichkeit gelangten war nur ein Zufall, grundsätzlich braucht keine Firma die Gehälter und Abfindungen Ihrer Vorstände offenzulegen und auch als Aktionär erhält man keinen Einblick, die Position taucht im Jahresbericht gar nicht erst auf. 60 Mio Euro klingt viel, ist aber im Verhältnis zum enormen Wertztuwachs des Konzerns um 144 Mrd. "Peanuts", allerdings besteht dieser Wert nur auf dem Papier und entspricht nicht barer Münze. Bare Münze erhielt nur Herr Esser und Co und auch der geschasste Hr Gerster darf sich über eine dicke Rente freuen, denn er wird für 5 Jahre voll bezahlt, egal ob er fliegt oder nicht.

Was die Globalisierung angeht, so habe ich inzwischen den Eindruck, dass Deutschland dabei nur verlieren kann. "Made in China" steht mittlerweile auf so vielen Waren drauf, dass ich sie nicht mehr aufzählen kann, fast jedes High-Tech Elektrogerät gehört mittlerweile dazu, jeder Uhrenwecker, jedes Kinderspielzeug. Sicher, als ich damals 10k Stück Profil-Strang-Alu bestellen musste stand ich auch vor der Kostenfrage, eine deutsche Hütte aus Dillenburg wollte 41 DM pro Profil haben und dazu nochmal 10 kDM für die Werkezuge, eine Firma in Taiwan machte es für 17 DM und übernahm die Werkzeugkosten selbst.

Meine frühere Firma hat viele Ingenieurleistungen und insbesondere Softwareerstellung und Chipfertigung ins Ausland verlagert, bis sie schliesslich selbst vom neuen Besitzer in den Ostern verlagert wurde und wir alle auf die Strasse kamen. Niemand hat die Belegschaft gefragt, ob sie gekauft werden will, da kam einfach ein reicher Ami, legte 55 Mio $ auf den Tisch bei Philips und Philips trennte sich mit Kusshand von seinem Werk in Krefeld, kaufte andererorts die Firma LG hinzu. Und der Ami machte das, was die Amis gern tun: Die Firma einpacken und neu in Tschechien wieder aufbauen.

An Essers Stelle hätte ich auch nicht Nein gesagt, selbst wenn man diese Summe in dem Rest seines Lebens nicht mehr ausgeben kann und nur von den Zinsen leben könnte. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass auf Vorstandsebene es ein ungeschriebenes Gesetz ist, dass niemand dem anderen ein Auge aushackt, viele sind zB in Unternehmerverbänden (Rotary Club, Dinesty, Round Table, Freimaurer, Studentenverbindungen, etc) und Bruderschaften, wo man sich kennt.

Gruss,
Superhobel
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Tempest
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Tempest »

>An Essers Stelle hätte ich auch nicht Nein gesagt

Aber gerade hier ist der Gesetzesgeber gefordert, denn solche Gehälter müssen ja irgendwie finanziert werden, und immer öfters geschieht das durch Werksschliessungen, Werksverlagerungen in's billigere Ausland. Resultat: Immer mehr Arbeitslose in der Heimat, die sich den Müll der Industrie nicht mehr leisten können. Dann gehen hoffentlich dem Herren CEOs auf die Art und Weise mal ein Licht auf, wenn kein Umsatz mehr gemacht wird, aber das ist ja Langzeitplanung (sprich das rheinische-germanische Wirtschaftsmodell) und nicht das anglosachsische Kurzzeitplanungsmodell, was sich ja bei den CEOs einer immer grösseren Beliebtheit erfreut, frei nach dem Motto "Hauptsache ich habe's gut bei Firma X, was nach mir mit der Firma passiert, interessiert mich eh nicht.". Da würden sich manche Firmengründer ja wirklich im Grab bei umdrehen, wenn sie sähen, wie ihre einst recht sozial strukturierten Firmen (Siemens, Philips) jetzt von totalen Assis gemanaged werden.

Es wird wirklich Zeit für globale Kooperation der Regierungen, um solche Extrema vorzubeugen, denn ein arbeitsloses Volk ist kein glückliches.

Tempest (mal wieder totally :o fftopic:)
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Rolf
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Rolf »

@Tempest: :heuldoch: , in Talk ist nix OT :-)

Rolf
Superhobel

Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Superhobel »

Hallo!

Aus juristischer Sicht kann ein Unternehmer aber mit seiner Firma machen was er will! Eine Riehe von Bestimmungen sichern die Interessen der Belegschaft aber wenn er seine Bude zumachen will, dann kann er das tun.
Recht auf Arbeit gibt es nicht, auch nicht im Sozialstaat.

Das ist der Unterschied zum sozialistischen System, nachzulesen in "Das Kapital" von Karl Marx. Allerdings gibt es auch negative Beispiele wie bei Coca-Cola oder Hewlett Packard, wo Steuervergünstigungen vollständig in den Taschen der CEO's verschwanden, schlimmstes Beispiel, die Cheffin von hp.

Wenn sich erstmal der Staat einmischt, dann wird es sehr schwer werden hier Unternehmer aus aller Welt anzulocken, die hier investieren. Denn es gibt tausend andere Bananenstaaten wo sich ihre Freiheiten weitläufiger fassen als in Deutschland. Beispiel Müller Milch und Infineon, die machen sich grad auf den Weg in die Steuerparadiese.....

Im Übrigen haben sich die EU Abgeordneten in Brüssel gerade die Rente um 68% erhöht......


Gruss,
Superhobel
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Superhobel »

Wer viel feuert, verdient mehr

Von Carsten Volkery, New York

Reich wird, wer hart ist. Amerikanische Spitzenmanager, die Massenentlassungen ankündigten, verdienen laut einer Studie 80 Prozent mehr als ihre humaneren Kollegen.

New York - Die Chefs von 52 US-Firmen, die zwischen Januar und August mehr als 1000 Mitarbeiter entlassen haben, können sich zufrieden zurücklehnen: Ihr Gehalt inklusive Bonus stieg im vergangenen Jahr um 20 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige Untersuchung des Washingtoner "Institute for Policy Studies" (IPS) und der Lobby-Organisation "United for a Fair Economy".

Die 52 "Kündigungs-Spitzenreiter", darunter Disneys Michael Eisner und Hewlett-Packards Carla Fiorina, verdienten im vergangenen Jahr durchschnittlich 23,4 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Die Chefs (CEOs) der 365 größten US-Unternehmen erhielten laut "BusinessWeek" durchschnittlich "nur" 13,1 Millionen Dollar.

"Noch nie war es so klar wie dieses Jahr, dass die Chefs sich auf Kosten ihrer Angestellten bereichern", schreiben die Forscher unter dem eindeutigen Titel "Executive Excess 2001". Seit acht Jahren untersucht das Institut die sich öffnende Gehaltsschere zwischen Bossen und Angestellten.

Manager noch höher bewertet als Aktien

Zwischen 1990 und 2000, dem "Jahrzehnt der Gier" (IPS), sind die Gehälter der Bosse um 571 Prozent gestiegen. Damit sind die Manager noch irrationaler bewertet als ihre Aktien: Der SP-500-Index stieg "nur" um 300 Prozent. Die Angestelltenlöhne sind im gleichen Zeitraum um magere 37 Prozent gestiegen - kaum mehr als die Inflationsrate (32 Prozent).

Im Jahr der Massenentlassungen erscheinen diese Zahlen besonders ungerecht. Knapp 800.000 Menschen haben im ersten Halbjahr 2001 in den USA ihren Job verloren. Die Entlassungen kommen in einer Zeit, in der die Umsätze und Profite vieler Unternehmen eingebrochen sind. 21 der 52 untersuchten Unternehmen sind in der besonders hart getroffenen Technologiebranche tätig.

Extra-Bonus aus Steuergeldern?

Die Forscher verglichen ihre Ergebnisse über die CEO-Gehälter auch mit einer Studie aus dem Jahr 2000. Derzufolge haben insgesamt 41 Großunternehmen zwischen 1996 und 1998 einen Steuererlass von der Regierung erhalten.

Beim Vergleich der Zahlen fanden die IPS-Forscher einen bemerkenswerten Zusammenhang: In dem Jahr, in dem eine Firma keine Steuern zahlen musste, ist das Gehalt des Chefs um 69 Prozent gestiegen - weit höher als der durchschnittliche Anstieg von 39 Prozent. In einigen Fällen wanderte das Geschenk der Regierung vollständig in die Taschen des CEOs. Zu den Profiteuren zählen die Chefs von Coca-Cola, Colgate-Palmolive, Texaco und General Motors.
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Tempest
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von Tempest »

>Aus juristischer Sicht kann ein Unternehmer aber mit seiner Firma machen was er will!

Nicht unbedingt ganz 100% richtig, denn es kommt dabei immer auf die Unternehmensform an. Bei einer GmbH, wo der Unternehmer=CEO=Besitzer ist, hast Du recht, bei den AGs/Multinationals sind die CEOs aber noch lange keine alleinigen Besitzer, da sind die Aktionäre auch als Besitzer mit beteiligt. Dazu gab's mal hier in England das geniale Buch mit dem Titel "Who owns our Plcs?" in dem es darum ging, was (Klein)Aktionäre denn heutzutage noch zu sagen haben, und das eben die CEOs sich wie alleinige Besitzer aufspielen. Man darf nie die Bedeutung des letzten Buchstabens in CEO vergessen: Officer, d.h. kein Besitzer !!

Als Kleinaktionär :kotz: es mich auch immer wieder an, wenn die Jahreberichte ankommen, und man darf noch nicht mal über die Gehaltserhöhungen der Herrschaften abstimmen, sondern nur über so dummes Zeug wie "Nehmen wir den Jahresbericht an", oder noch besser "War der Kaffee OK?". Die Sitzung findet auch immer zu rentnerfreundlichen und arbeitnehmerungünstigen Zeiten statt, mal zu schweigen von den Anreisekosten.

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lowbudget
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Re: Die Mannesmann Affäre

Beitrag von lowbudget »

Dazu lief gerade "Die Story" in 3Sat....
Sehr interessant!
85er GT 1.8 EX 141tkm ,optimiert- Winterschlaf bis ???
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http://fortbewegungsfreunde.over-blog.de/
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