Steuerriemen Keilriemen wechseln am JH

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Superhobel

Steuerriemen Keilriemen wechseln am JH

Beitrag von Superhobel »

Hallo!

An dieser Stelle soll eine Anleitung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt dazu dienen, dass auch ein Nichtfachmann den Steuerriemen bzw die Keilriemen des JH Motors mit Servolenkung wechseln kann. Dazu braucht man ungefähr 1-2h.

Der Steuerriemen muss getauscht werden, wenn er Risse aufweist oder porös ist, bzw. tue ich es alle 50 tkm. An den 10€ (bei motorensuche.com) soll der Motor nicht sterben. Zusammen mit dem Riemen wird auch IMMER die Spannrolle gewechselt, die Lebensdauer des Kugellagers ist begrenzt.

Zum Wechsel braucht man nur einen Wagenheber, das Rad wird abgenommen, das Getriebe befindet sich im Leerlauf. Des weiteren sollte man sich eine Spitzzange mit runden Schenkeln rotglühend so biegen, dass ihre Dornen vorn abgewinkelt sind, damit wird später die Spannrolle gespannt.

Der Steuerriemen heisst so, weil er etwas steuert, nämlich das Ventilspiel mit der Bewegung der Kolben und gleichermassen den Zündzeitpunkt in Form der Stellung des Verteilerfingers synchronisiert (die echte Feineinstellung übernimmt die Hallsonde und das TSZ). Als Referenz dient diese Stellung:

1. Zylinder 1, Kolben in OT
2. Kerbe in Nockenwellenrad fluchtend mit Vorderkante Zylinderkopf
3. Verteilerfinger mittig über Kerbe in Verteilerrand.
4. Markierung O im Sichtfenster des Getriebes (erfüllt, wenn 1 und 2)

Diese Stellung fährt man an, bevor man mit der Arbeit beginnt, legt dann einen Gang ein damit sie sich nicht verstellt.

Im Bild der Riementrieb mit abgenommenem Deckel. Der Deckel und auch der Plastikschutz sind mit einigen versteckten Schrauben gesichert, nicht ungeduldig werden und reissen, wenn man nicht sofort alle findet.

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Zuerst nicht lange fackeln und mit einer Kneifzange die alten Keilriemen an der Lichtmaschine und der Servolenkung abknipsen. Die Lima wird an 3 Schrauben gelöst, ebenso wird die Servopumpe entspannt. Das ist bei den Modellen von 1989 anders als bei denen von 1991.

Mit einer 19er Nuss kann man dann die Kurbelwelle in OT Stellung bringen. Dies ist der Fall, wenn man von oben schauend die Kerbe auf dem Kurbelwellenrad mit der Markierung in der Plastikabdeckung fluchtend einstellt. Gleichzeitig muss auch die Nockenwelle OT stehen. Da das Verhältnis der Drehzahlen 2:1 ist muss man ggf. die Kurbelwelle noch ein zweites Mal drehen.

Nockenwellenrad im OT. Markierung (weisser Strich) an der Oberkante des Zylinderkopfes vorn.

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Die Kurbelwelle:
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Nun der heikle Teil: (wenn der schief geht ist Feierabend!)

Das Entfernen der vier Inbus-Schrauben kann zum Geduldsspiel werden, da sie oft sehr fest sitzen und durch den ständigen Kontakt mit Nässe verrottet sind. Ich habe bisher an drei Roccos diese Arbeiten gemacht und ausnahmslos IMMER mit dem Schweissgerät arbeiten müssen, indem ich Muttern auf die blank gedrehmelten Schrauben schweisste. Es ist viel zu eng da unten, um mit Meissel oder Grip-Zange zu arbeiten. Auf die fest sitzende Knarre hämmern bringt mehr als kontinuierlich zu ziehen, Schläge erzeugen mehr Drehmoment um die Haltekraft der Schraube zu überwinden. Auf keinen Fall dürfen die Köpfe abreissen (!!!!!!), denn dann ist Feierabend, das Zahnrad kriegt man so einfach nicht herunter und die 19er Schraube ist eher rundgedreht als dass sie sich nach den Jahren noch von der Welle löst. Ist es passiert hilft nur noch das Aufbohren und das Schneiden neuer Gewinde.

Neue Schrauben (am besten Sechskant oder Vielzahn, kein Inbus) daher mit Fett und Unterleg-+Federscheibe eindrehen, nicht anknallen, die Belastung ist zwar wechselnd aber nicht sehr hoch.

Die Riemenräder werden nun unten beide abgebaut, ggf. etwas hämmern (Gummihammer), damit sich dieses geniale Konstrukt der Tiefziehtechnik löst.

Nun noch geschwind alle versteckten Schrauben der Abdeckung lösen und diese abnehmen. Das geht am besten, wenn die Spannrolle gelöst und abgezogen wurde. Wegen der überstehenden Plastikzunge unten ist das ein Gefummel aber es geht.

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Nun liegt alles frei und der Steuerriemen kann abgenommen werden. In Bild mittig zu sehen das Zwischenwellenrad, welches mit der angeschlossenen Welle neben der Ölpumpe auch den Verteilerfinger steuert.

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Nun wird zuerst der neue Steuerriemen aufgelegt und die neue Spannrolle eingehängt, Plastikschutz anbringen (locker auflegen). Dann folgen Riemenrad und Keilriemen, sowie das Rad für die Servopumpe. Alles locker auflegen und mit etwas Gefummel die Schrauben in die Riemenräder einschrauben während man diese mit der einen Hand in Position hält. Darauf achten, dass diese mit den Löchern fluchtend liegen, man kann es nur in einer Position festschrauben, ein Dorn zeigt zudem durch ein Loch. Hat sich das Zwischenwellenrad verstellt dieses bei entspanntem Steuerriemen so drehen, dass der Verteilerfinger mit der Kerbe fluchtend ist. Auch alle anderen Markierungen müssen wieder stimmen.

Bis alle drei Marken (OT Kurbelwelle, OT Nockenwelle, Verteilerfinger) stimmen ist Frickelei nötig, das Spannen der Spannrolle verdreht fast immer das Nockenwellenrad ein wenig. Die Spannrolle wird mit einer Spezialzange auf ihrem Exzenter verdreht, dann die Mutter angezogen. Die Spannung des Steuerriemens soll so hoch sein, dass er sich mit zwei Fingern frontseitig um 90 Grad verdrehen lässt.

Nachdem der Steuerriemen nun endlich sitzt zur Kontrolle die Kurbelwelle zweimal im Uhrzeigersinn durchdrehen und wieder kontrollieren ob alle Markierungen noch stimmen.

Zuletzt werden die Keilriemen gespannt und alle Abdeckungen festgeschraubt. Nicht vergessen die Lima wieder mit allen 3 Schrauben festzumachen, die untere im Fusspunkt vergisst man gern :-)



Beitrag bearbeitet (30.03.06 11:21)
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