Gerade jetzt sind mir Stefan´s Äußerungen doch sehr sauer aufgestoßen.
Obwohl ich selber keine Kinder habe, würde ich es nicht wagen zu behaupten, dass das Kinderkriegen ein Privatvergnügen ist. Das würde ja heißen, dass das Kinderhaben als Hobby anzusehen ist, und somit im gleichen Topf wie Hobbies wie Gärtnern, Lesen, Briefmarkensammeln usw. zu werfen ist, also von keinem Nutzen für die Gesellschaft ist, ohne jegliche Verantwortung gegenüber irgend jemand haben zu müssen, und am Wichtigsten, Hobbyaufgabe betreiben zu können, wenn man mal keine Lust mehr hat.
Wie man sehen kann, hinkt diese Aussage an allen Ecken und Enden.
Ein Elternpaar mit sogar nur einem Kind ist doch in der heutigen Gesellschaft fast schon dazu gezwungen, dass beide Elternteile arbeiten gehen, damit beide zusammen auf dem gleichen finanziellen (inflationsbereinigtem) Niveau von sagen wir mal einem gut verdienenden Elternteil in den 70ern und teilweise auch noch in den 80ern steht. Ich bin ja noch ein Kind, welches in dem heute als fast schon als luxuriös anzusehenden Genuß aufgezogen wurde, dass ich ein Elternteil volltags zuhause hatte, welches sich um mich kümmern konnte.
Dass die Kinder von heute irgendwann auch mal zu Konsumenten und damit direkt oder indirekt zu Steuerzahler werden, vergisst man gegegebenfalls.
Das setzt aber voraus, dass die Gesellschaft, die Politik und die Induistrie eine gewisses Maß an verantwortung zu solchen Sachen wie Ermöglichung einer guten Ausbildung sowie letzendlich Schaffung von Arbeitsplätzen hat.
Gerade an den zuletzt aufgezählten Punkten scheitert es doch immens in unserem kapitalistischen System. Stattdessen wird hier gefordert, dass man sich im Leben auf eigenen Kosten, in der eigenen Freizeit (die so manch hart arbeitender Mensch auch vielleicht mal dringend zum Auftanken braucht, um am nächsten Tag wieder fit für und voll an die Arbeit rangehen zu können) sich ständig auf Topniveau weiterbildet, damit man einen Job bekommt. Wie soll bloß eine Familie, in der beide Elternteile arbeiten, sowas denn machen? Woher soll eine solche Familie überhaupt die Zeit herholen, wenn abends nach der Arbeit zunächst die Kinder auf einem warten, der Haushalt gemacht werden muss, Essen zubereitet werden muss, oder soll das alles auf der Strecke bleiben, damit man immer schön sich weiterbilden kann, um auf dem Arbeitsmarkt nicht ohne Job zu stehen?
Das kann doch nicht der Sinn und Zweck einer Gesellschaft sein. Eher die zu einer äußerst egoistisch verwordenen Gesellschaft, in der viele Jobs einfach durch Faktoren wie Automatisierung, Effizienzsteigerungen, Überstunden, und vor allem durch eine systematische Umverteilung des Geldes von unten nach oben (es soll mir mal wirklich einer erklären, warum in der heutigen Zeit ein Topmanager teilweise das Hundertfache oder mehr des Durchschnittgehaltes der Arbeitenden in seiner Firma - Anmerkung: oftmals ist es noch nicht mal seine eigene Firma, aber als Kleinaktionär hat man auch nichts zu sagen - verdient, während diese Exzesse in den 50ern und auch noch den 60ern gar nicht existierten, und das ¨Managen¨ von Firmen damals doch auch irgendwie geklappt hat?) vernichtet wurden, und um die paar noch bestehenden Jobs sich das dumme Volk schlagen darf, wie die Aasgeier um das Aas, während die Spitze in Saus und Braus lebt.
Wie bereits geschrieben haben alle Teilnehmer in einer Gesellschaft eine Verantwortung: Politiker, Industrie und ja natürlich auch die einzelnen Bürger. Mit dazu gehört auch das Sorgen für das Fortbestehen der Bevölkerung, dass also gewisse Leute immer noch bereit sind, Kinder haben zu wollen, die irgendwann mal, gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen vorausgesetzt, die Gesellscchaft in allerlei hinsichten weiterführen werden. Stefan´s Modell (bitte nicht als persönlicher Angriff auf Dich sehen, Stefan; schön wenn Dein Modell für Dich funktioniert, aber Du kannst und darfst das dann nicht von den anderen Millionen Bürgern einer Gesellschaft verlangen, auch wenn die Personen, die das Glück haben, sich in Machts- und Führungspositionen zu befinden - oftmals durch unfaire, betrügerische oder sonstige zu verwerfende Tätigkeiten, das mal am Rande - das natürlich genauso sehen, was gerade das Sorgenerregende ist frei nach dem Motto ¨Ich hab´s ja geschafft, was interessieren mich die Anderen?¨) würde ja voraussetzen, das in der heutigen Zeit dank ständiger Bereitschaft sich weiter zu bilden u.U. keiner mehr arbeitslos sein kann (was ich auch nicht für möglich halte, aus den von mir weiter oben bereits genannten Punkten - es gibt ja auch genügende Theorien warum keine Gesellschaft die Vollbeschäftigung haben will, was auch so´n heißes Eisen ist), dafür die Gesellschaft dann aber in sagen wir mal 40 jahren oder so dank Kindermangel ausstirbt; auch eine Art der Selbstvernichtung.
Ja, letztendlich habe auch ich Angst vor der Zukunft, wie es weitergehen sollte, wenn ich mal meinen Job verliere. Diese Angst gab es in dem ausgesprochenen Maße in den 70ern und teilweise auch noch in den 80ern so gar nicht. Der Job auf Lebenszeit wurde mit der Gier nach Geld, Ausbreitung der Aktienmärkte, Zocken inklusive (wie es gerade wieder von diesen elenden Hedgefunds mit Griechenland gemacht wird), immens angestiegenen Managergehältern, um nur so einige Punkte zu nennen, über Bord geworfen. Wieviele gut bezahlte Job man mit einem CEO-Gehalt finanzieren könnte: Marks&Spencer CEO verdient schon 2 Millionen Pfund ohne Bonus. ähnlich sieht es bei den anderen Firmen, dessen Aktien ich besitze, aus, daher nicht an den Haaren herbeigezogen.
Es gibt einfach bei weitem nicht mehr genügend Arbeit, und die Arbeit, die es noch gibt, ist meistens zu spezialisiert, der Arbeitsmarkt ändert sich viel zu schnell, als das die Gesellschaft sich da noch anpassen könnte (Bildung als Beispiel: Was heute an den Unis gelehrt wird, ist ggf. morgen schon wieder alter Hut, es müssen aber dennoch immer noch die Grundlagen gelehrt werden, somit steigt der Inhalt der Studiengänge immer wieter, die Ausbildungszeit hingegen soll schrumpfen, wie soll das bitte gehen? Vielleicht ginge das ja durch das Heranzüchten einer intelligenteren Spezies ls der Mensch

Ich könnte noch tagelang weiter schreiben, es löst aber auch keine Probleme. Mir steigt aber definitiv der Kragen, wenn ich mir dann die Bilder aus Davos, die Bonusausschüttungen der Banker (alle Jahre wieder ist es in Januar und Februar hier in GB soweit - Party unter den bankern, natürlich auf meine Kosten, weil ich als Steuerzahler die Banken zunächst gerettet habe) wieder mal so anschaue.
Tempest