N'Abend,
da die Präsentation des neuen IIIers bei unserem Händler zu einem Fest der gähenden Langweile ausartete und sich wirklich niemand für das Ding interessierte war Zeit zum Schrauben.
Zuerst die Audi 5E Drosselklappe auf die JH Brücke angepasst. Dabei habe ich die nur wenig aufgebohrt, der Jh zieht ja nicht so viel Luft. Wer es machen will: So einfach ist das nicht, man muss den Gas-Hebelzug abnehmen und umschweissen (45 Grad hin zur Spritzwand) und aufpassen dass man die dünnen Wände der Brücke nicht durchfräst. Das Drosselpoti dann verdrahtet und an eine kleine Box angeschlossen, die 5,0V liefert, die wiederum an Klemme 15 angeschlossen ist. Das Poti liefert 0,3V - 4,5V je nach Stellung des Gaszuges.
Fürs Fräsen hat übrigens die 1000 W "Budget" Bohrmschine sehr gute Dienste geleistet, für 49 Euro eine wirklich stabile Bohrmaschine aus China. Die überflüssigen Luft-Löcher in der 5E Klappe habe ich mit Sikaflex dichtgemacht.
Zunächst dann mit Dirks Mischer den ersten Test gemacht. Der flog dann aber später wieder raus, weil er einen viel zu hohen Unterdruck erzeugte, ich konnte die LPG Schläuche mit 3 Zangen zuquetschen wie ich wollte, er lief immer noch dabei war das Gas Ventil auf voll "zu", hatte nur noch einen kleinen Schlitz frei für den Leerlauf. Der Test mit dem Finger am Gaseinlass: Saugt wie ein Staubsauger, viel zu viel. Also meine alte Venturidrossel wieder eingesetzt.
Nach etlichen Problemen mit der Software (der Wagen lief einfach nicht richtig) kam ich dann auf die Idee, doch mal auf der Homepage des Herstellers AC (
http://www.ac.com.pl) nach einem Update der Firmware des Steuergerätes zu suchen. Und siehe da, ein Update von 7.2008 lag vor, ich hatte die Version von 2006 und die war fehlerhaft, die Sondenregelung funktionierte nicht richtig.
Ich will nicht beschreiben wie ich bis 4.30 Uhr morgen am Freitag rummachte um die die vielen Parameter auf die Bereiche Leerlauf, Teillast, Vollast und Beschleunigung aufzuteilen, die man einstellen muss, damit die Anlage die K-Jetronic auch genau emuliert. Wenn man sich nicht jeden Parameter einzeln klarmacht ist man hoffungslos verloren. Zudem musste ich eine 10 cent Münze in der Mitte aufbohren und sie mit einem Loch als Reduzierdüse versehen, das den Gasdruck reduziert. Ich habe sie einfach vor den Gasflansch mit dem Schlauch eingepresst.
Ich versuche es hier kurz zu beschreiben:
0. Zuerst manl muss man den Motor auf Gas ans laufen kriegen, das ist ein Akt für sich, da die Grundwerte stimmen müssen, sonst stirbt er sofort wieder ab. Das geht nur durch viel Probieren, eine Hand am Gaszug, die andere am Laptop und schnell nachregeln, damit er weiterläuft. Ziel ist es immer das stöchiometrische Gemisch zu treffen und die damit verbundene Ventilposition als Zahl. Der Motor läuft auf Gas sehr viel leiser.
1. Dann muss der Verdampfer eingestellt werden, das geht nach Gefühl, so dass der Steppermotor des Ventils in einem vernünftigen Bereich zwischen 30 und 50 zu liegen kommt. Er braucht Platz nach beiden Seiten zum Regeln.
Dann beobachtet man die Lambda Kennlinie und zieht die Drehzahl langsam hoch. Die Anlage regelt immer mit, so dass das Gemisch ausgewogen ist. Die Werte für die Gas-Ventilpositon und den TPS Sensor (Drosselklappenpoti) bei 1000,2000 und 3000 U/min schreibt man sich auf und setzt sie in die Software ein. Damit ist die Kennlinie festgelegt, die die Anlage nach Vorgabe der Drehzahl und dem TPS Signal fahren kann, sie entspricht dem was der Mengenteiler macht, jeder Drehzahl eine bestimmte Luft-/Benzinmenge zuzuordnen. Zu Sicheheit etwas fetter eingestellt, ein zu magerer Motor stirbt schnell den Hitzetod.
2. Mit diesen Einstellung nimmt der Motor aber keine Gasstösse an, er verhungert und stirbt ab oder kommt nicht auf Touren, denn zum Beschleunigen braucht er sofort ein richtig fettes Gemisch. Daher muss die Beschleunigungsanreicherung programmiert werden, der "Acceleration Threshold". Erkennt die Anlage einen Tritt aufs Gas durch den TPS und eine Steigerung der Drehzahl macht sie die Gas-Klappe blitzschnell auf eine fixe Position auf und fettet kräftig an. Diese Position wird experimentell ermittelt, sie sollte aber nicht zu weit weg von der Kennlinie liegen. Danach greift wieder die Regelung durch die Lambdasonde und TPS, die sehr langsam ist, sie braucht ca 5s um das optimale Gemisch zu finden, reduziert schrittweise die Gaszufuhr und kontrolliert die Lambdaspannung. Je genauer die Kennlinie oben ausgemessen ist, desto schneller ist die Sonde am Arbeitspunkt angelangt. Im Stadtverkehr und beim Beschleunigen ist die Lambdasonde wirkungslos, so wie auch auf Benzin.
3. Den Leerlauf stellt man nach Gefühl und dem Sensorsignal ein, so dass er schön läuft, nicht zu fett und nicht zu mager. Die Anlage schaltet automatisch ab, sobald der Gaszug entspannt ist aber der Motor schneller dreht, sie hat also Schubabschaltung was dem Verbrauch sehr zu gute kommt. Erreicht der Motor eine kritische Drehzahl unter 1100 gibt sie wieder Gas. Mit gas dreht er höher wie mit Benzin, ca 1100 auf Gas und 900 auf Benzin bei gleicher Einstellung der Steuerschraube an der DK.
Eine ganz wichtige Sache, die ich erst vergessen hatte war dem Steuergerät des Scirocco die richtige Lambda-Emulation zu verpassen. Die Anlage simuliert eine fiktive Lambdasonde, dazu kann man das Signal manuell einstellen. Denn die Stauplatte steht immer noch unter Druck und macht nicht richtig auf, wenn das Taktventil zu ist. Das muss immer "mager" gemeldet bekommen (Signal auf Masse legen), damit es den Steuerdruck abbaut und die Stauplatte leicht schwingt, sie wird nicht mehr benötigt.
Ich bin mir sicher, dass sich einige der Zahlen noch ändern werden, während der Fahrt mit dem Laptop auf dem Beifahrersitz. Die Konfigurationen lassen sich abspeichern, so dass zB auch magerer Sparbetrieb möglich ist. Oder eben fett für mehr Leistung. Weiterhin lässt sich die maximale Drehzahl begrenzen, dann regelt er das Gas ab. Ich habe die auf 5600 gelegt.
Die Gasanlage ist so eingestellt, dass sie vom Kaltstart an erst bei 90°C des Kühlwassers anspringt, nur dann stimmen die eingemessenen Werte wirklich. Das dauert ca 5-10 Minuten. Das Umschalten ist ein kaum merklicher Ruck, auch das lässt sich noch optimieren in der Software, dafür stehen 4 Parameter zur Verfügung, den Umschaltpunkt exakt festzulegen: Drehzahlgrenze, Temperatur, Ventilstellung, Übergangszeit Dualbetrieb Benzin/Gas.
Heute abend dann mit dem Wagen etwas durch die Felder gefahren und bisher keine Klagen. Obenrum ist noch was zu machen, der Volllastbereich stimmt noch nicht ganz. Backfire gab es nur einmal bei starken Laufschwankungen während der Einstellphase, wo wirklich alles daneben stand. Ein dumpfer Bumms und dann zog es das Ansaugrohr aus den Flanschen, kaputt ging nichts. Eine Backfireklappe habe ich bereits zum Verbauen im Ansaugrohr.
Die gute Nachricht: Er startet heiss einwandfrei sofort auf Gas und braucht dazu kein Benzin.

Auf Benzin orgelt man sich tot, da die Benzindüsen leer sind und die Pumpen erst wieder Sprit fördern müssen. Das Rückschalten während der Fahrt auf Benzin muss ich noch einstellen, bisher schüttelt er sich. Dazu kann man eine Gas/Benzin Übergangsphase einstellen in der die Luft aus den Leitungen gezogen wird und eine Drehzahl ab der umgeschaltet wird.
Sollten sich keine weiteren Probleme ergeben ist der Umbau hiermit abgeschlossen und der Weg zur Abnahme frei. Die Gesamtkosten betrugen etwa 650 Euro, rechne ich die Drosselklappe des Audi, die Mischerplatte und diverses Kleinzeugs mit ein. Nachrüsten werde ich noch eine Flasche Flash Lube mit Additiven, damit die Ventile geschont werden.
