Tödlicher Unfall - schuldlos und doch bestraft

[Superhobel]

Hallo!

In unserem Bekanntenkreis hat ein Mann eine Frau angefahren, die als Fussgänger einfach über Rot lief. Trotz der geringen Geschwindigkeit starb die Fussgängerin, die zudem noch seine gut bekannte Nachbarin war, an einem Schädelbruch. Die Sache war auch in der Presse, dem Neusser Käseblättchen.

Der Prozess ist vorbei und ich staunte nicht schlecht: Er wurde zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, 1 Jahr Fleppe weg und dazu die Geldstrafe. D.h. er ist jetzt vorbestraft. Und das obwohl ihn keine Schuld trifft. Der Richter sah das aber anders, nach seinem Ermessen hat ein Autofahrer seine Sorgfaltspflicht verletzt, wenn er nicht genau hinschaute ob da ein Fussgänger über Rot geht. Das Urteil lautete "Fahrlässige Tötung ohne Vorsatz".

Der Mann verlor seinen Job, weil der Arbeitgeber um das Ansehen seiner Firma fürchtete, die Nachbarn, Eltern der jungen Frau begannen eine Welle des Psychoterros in der Siedlung indem sie jedem erzählten wer ihre Tochter totgefahren habe und aus ihrer Sicht ist er der Hauptschuldige. Ein Farbbeutel mit blutroter Farbe wurde des nachts auf die Haustüre geschleudert. Das Problem ist, dass sie ein Haus in dieser Siedlung gebaut haben, also nicht mal eben wegziehen koennen. Ich koennte kotzen, wenn ich wieder sehe wie dumm manche Menschen sind, die einen Sachverhalt ohne ihn genau zu kennen verurteilen. Der Mann ist inzwischen in psycholgischer Behandlung, weil er den Druck durch den Klatsch nicht mehr aushält von allen Seiten als "Mörder" abgestempelt zu werden und auch weil er eine junge Frau aus dem Leben ausgelöscht hat.

Ehrlich gesagt frage ich mich auch, wie es zu der Verurteilung kommen konnte und ob ich jetzt jede Ampel genau inspizieren muss, bevor ich bei Grün durchfahre. Vor ca 20 Jahren fuhr mein Vater mal auf einer freien Landstrasse ein Kind leicht an an, was aus dem Gebüsch rannte, auch er wurde zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt und erst in der Revision wurde die Sache milder gesehen, denn niemand kann bei 100 km/h auf einer Landstrasse so schnell bremsen und mit einem Kind rechnen, was im Wald spielt. Glücklicherweise aber war nur ein gebrochenes Bein die Folge.

Was meint ihr?

Gruss,
Superhobel

[frittenfaehn]

ganz schön heftig. Da wird jemand dafür bestraft daß das "Opfer" zu doof ist für seine eigene Sicherheit (kucken ob die Straße frei ist) zu sorgen.
Man könnte sogar noch weiter gehen: die Verkehrserziehung der Eltern hat in diesem Falle keine Früchte getragen.

Im klartext bedeutet dieses Urteil: Kraftfahrer = potentieller Mörder.

Hierdurch werden alle anderen Verkehrsteilnehmer von den Regeln der StVO entbunden.

es lebe die Anarchie.

"... durch Klatsch ... als Mörder abgestempelt...": Willkommen im NEANDERTAL

betroffene Grüße
fritte

[Jan-Hendrik]

Also meiner Meinung nach ist das unmöglich...dann müsste jeder Autofahrer ja an jeder grünen Ampel gucken, ob nicht einer über die Straße rennt...

Dann könnte sich ja jeder Fußgänger an einer roten Ampel vor ein Auto schmeissen und dann ein saftiges Schmerzensgeld kassieren, weil der Fahrer des Wagens schuld ist...

[Superhobel]

Hallo,

so ganz abwegig ist das nicht, denn Der Verkehrsminister fordert schon lange, dass jeder eine Teilschuld bekommt, einfach weil er sich in einem Bereich mit Gefahrenpotential aufhält. Bisher machen die Versicherer das aber nicht mit. Bau mal einen Blechschaden, es bekommen immer beide ein Knöllchen, direkt am Unfallort. Dagegen kann man erst später klagen.

Google mal etwas, da findest Du einiges drüber...

Gruss,
Superhobel

[Rico]

Ich hab schon lange mein Vertrauen in die deutsche Rechtsprechung verloren.
Aber das hier zu erklären würde zu lange dauern.
Es heißt ja nicht umsonst:

Auf See und vor Gericht bist du in Gottes Hand.

Gruß Rico

[PHiL]

Hi zusammen!

Boaaehyy - WAHNSINN !
Also das ist doch IRRE !!!

Der Typ ist doch sicherlich gestraft genug damit, das er ein junges Mädl am Gewissen hat, oder findet ihr nicht !?

Ich kann mich da nur der Meinung von frittenfaehn anschließen.
>Es lebe die Anarchie!<

[Rolf]

Mich wundert das kein bisschen. Durch die deutschen Gerichte habe ich massig Geld verloren und damals ist mir ein Kind mit dem Fahrrad vom Gehweg quer (90°) auf die Fahrbahn vor mein Motorrad geschossen - Teilschuld. Ich hätte ja notfalls absteigen und schieben können. Klar, sonst nochwas? Wer schiebt denn sein Kfz noch an einer Schule vorbei? Wenn dann noch Kinder im Spiel sind, hat man immer Schuld, egal was passiert ist.

Ich halte das für unverhältnismäßig. Aber hier kommt zu dem deutschen Recht noch die vorurteilsbehaftete Komponente der Leute dazu, die IMHO noch schwerer wiegt. Die Leute sind es nicht mehr gewohnt zu denken. Auch wenn das schlimm ist, dass jemand gestorben ist, sollte man vielleicht das ein oder andere Mal den Hintergrund hinterfragen...

Gruß,
Rolf

[Tempest]

Das ist ja ziemlich hart (

Heisst das jetzt im Klartext, dass ich zu Weihnachten lieber nach D rüberfliegen soll, und mich dann als Fussgänger unheimlich dämlich im Strassenverkehr aufführen kann, ohne auch nur irgendeine Schuld zugeschoben zu bekommen???

Dann lass ich doch gleich lieber den Corri hier, zumal ich den in D ja sowieso nur schieben darf ... ( Da könnte ja auch schon genug bei passieren ... die spinnen die Gesetzesgeber

Wie weit soll das denn noch gehen ??

Tempest

[RoCCo GT 2]

also mir fällt da nur der spruch von nem kumpel ein:

" ich glaube eher an die jungfräulichkeit einer hure,
als an die gerechtigkeit der deutschen justiz"


mfg daniel

[Macho]

Ich sag nur R.A.F.