schöne Aussichten
Verfasst: Mi 8. Okt 2003, 18:23
Noch lachen wir darüber...
Es ist Montag, der 3. Juni 2010, 5 Uhr morgens. Der Radiowecker reißt Günther S.
(46) aus dem Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern Talking. Herr S. quält sich
aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden. Bei der Arbeit. Dienst am
Pfingstsonntag - mal wieder. Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. "Ja
ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr S.,"ist das wirklich schon sieben Jahre
her?" Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur nicht in seinem
Haus. Als 2005 die Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie
eben Abstriche machen. Und inzwischen hat sich Familie S. daran gewöhnt. An die
frei liegenden Leitungen und den Betonfußboden. Gut, denkt Herr S., dass
damals die Garage noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu
teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und Bahn dauert
es in die City ja auch nur zwei Stunden. Und was man dabei für nette Leute
trifft. Zum Beispiel die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen? 3000
Euro für zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die Brille musste er selbst
bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er nicht gleich zum Augen-,
sondern erst zum Hausarzt gegangen ist. Wegen der Überweisung. Trotzdem:
Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu Hause", stöhnt Herr S. vor
sich hin. Traurig erinnert er sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das Weihnachtsgeld gestrichen.
Im öffentlichen Dienst ist das ja schon länger her. "Und bis wann gabs
eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt nicht drauf. Damals
hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das Urlaubsgeld auszugeben. Heute
sinds ja gerade mal 10 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1.Mai? Geschichte. Das stand
nicht auf der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man soll nicht meckern.
Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel mehr ackern. Darum kann
Günther S. mit der 48-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine
andere Wahl. Seit der Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert wurde,
mag man es sich mit den Bossen nicht mehrverscherzen. Wer will sich schon
einreihen in das Heer von acht Millionen Arbeitslosen? Aber den
Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.Was
solls, in 28 Jahren, dann wird er 75, hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird
die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den Nullrunden so weitergeht. Doch
wer weiß: Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger
qualmt, seit die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten Metern
zum Büro, steckt Günther S. sich trotzdem eine an.
Es ist Montag, der 3. Juni 2010, 5 Uhr morgens. Der Radiowecker reißt Günther S.
(46) aus dem Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern Talking. Herr S. quält sich
aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden. Bei der Arbeit. Dienst am
Pfingstsonntag - mal wieder. Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. "Ja
ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr S.,"ist das wirklich schon sieben Jahre
her?" Es hat sich wirklich einiges getan seit damals. Nur nicht in seinem
Haus. Als 2005 die Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie
eben Abstriche machen. Und inzwischen hat sich Familie S. daran gewöhnt. An die
frei liegenden Leitungen und den Betonfußboden. Gut, denkt Herr S., dass
damals die Garage noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu
teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und Bahn dauert
es in die City ja auch nur zwei Stunden. Und was man dabei für nette Leute
trifft. Zum Beispiel die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen? 3000
Euro für zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die Brille musste er selbst
bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er nicht gleich zum Augen-,
sondern erst zum Hausarzt gegangen ist. Wegen der Überweisung. Trotzdem:
Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu Hause", stöhnt Herr S. vor
sich hin. Traurig erinnert er sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das Weihnachtsgeld gestrichen.
Im öffentlichen Dienst ist das ja schon länger her. "Und bis wann gabs
eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr S.- er kommt nicht drauf. Damals
hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das Urlaubsgeld auszugeben. Heute
sinds ja gerade mal 10 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1.Mai? Geschichte. Das stand
nicht auf der Agenda 2010 - so hieß sie doch, oder? Aber man soll nicht meckern.
Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel mehr ackern. Darum kann
Günther S. mit der 48-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine
andere Wahl. Seit der Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert wurde,
mag man es sich mit den Bossen nicht mehrverscherzen. Wer will sich schon
einreihen in das Heer von acht Millionen Arbeitslosen? Aber den
Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.Was
solls, in 28 Jahren, dann wird er 75, hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird
die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den Nullrunden so weitergeht. Doch
wer weiß: Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger
qualmt, seit die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten Metern
zum Büro, steckt Günther S. sich trotzdem eine an.