Sciroccotreffen in Kujawien (Kujawy, Polen, Mai 2022) - Versuch einer Nachlese

Wo ist das nächste Scirocco-Treffen? Wer wohnt in meiner Nähe?
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klimarocco
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Sciroccotreffen in Kujawien (Kujawy, Polen, Mai 2022) - Versuch einer Nachlese

Beitrag von klimarocco »

Sciroccotreffen in Kujawien (Kujawy, Polen, Mai 2022) - Versuch einer Nachlese

Das verrate ich gleich vorweg: Sciroccotreffen in Polen ist längst Kult - auch das zwölfte und somit erste "nach Corona". NACH, das stimmt, denn VON Einschränkungen wegen C19 ist in Polen nichts mehr zu spüren. Und noch etwas sei zu Beginn gesagt: Bei einem Sciroccotreffen von Dienstag bis Sonntag mit täglichem Programm ist Vollständigkeit bei einem Rückblick ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen. Ich mache erst gar nicht diesen Versuch, will aber ein paar Eindrücke wiedergeben.

Gut 30 Zweier, darunter ein Cabrio, ein Dreier, ein Corrado mit Kennzeichen aus Polen und England sowie Deutschland füllen den waldreichen Platz im Tal der Brda (Brahe), einem mehr als 200 Kilometer langen Nebenfluss der Weichsel in schönstem Hügelland, erschlossen von sciroccofreundlichen kurvenreichen Alleen, Alleen und nochmals Alleen. Gegenüber dem Platz führt eine abenteuerliche Seilzug-Personen- und Autofähre über die aufgestaute Brahe; das Übersetzen ist kostenlos. An der Einfahrt zum Platz gibt es zwei Selbstwaschgelegenheiten, um den bei der Anreise und den Ausfahrten aufgesogenen Staub auf den betagten 53ern zu reduzieren.

Die drei Ausfahrten von Mittwoch bis Freitag bringen es auf rund 400 Kilometer Sciroccokonvoi. Da finde ich angenehm, dass E5 umgerechnet gut 1,50 Euro pro Liter kostet. Polnische Straßenbauer haben verstanden, dass dort Fahr-zeuge rollen: Damit der Verkehr fließt, gibt es kaum eine wichtige Zusammenkunft von Straßen ohne Kreisel. Und an allen blieb der Konvoi mit knapp 30 Fahrzeugen zusammen.

Am Mittwoch begeistert mich die Fortsetzung der Sciroccoausfahrt in einer "Gurke" aus und von Jelcz, 12 Jahre länger als Scirocco 1 und 2 in Summe gebaut. Ziel sind betagte Landmaschinen "des Ostens und Westens". Sie alle zeigen optisch, dass sie bereits sehr fleißig waren. Und sie beweisen, dass sie heute noch laut Laut geben können - besonders der Allgaier-Porsche. Nicht nur Straßenfahrzeuge wie "Tempo" und "Goliath" sparten für schmale Brieftaschen zu ihrer Zeit an der Räderzahl: Auch Traktoren gab es - nachweislich vorhanden - mit nur 3 Rädern.

Der Donnerstag führt uns zu einer Sammlung von Gegenständen - auch aus der Welt der Mobilität - aus der Zeit vor der Wiedervereinigung Deutschlands. Und am Freitag gelangen wir zeitlich in Gedanken noch weiter zurück, als Deutschland ungefragt nicht nur in Polen vorübergehend den Ton angab und rasch mal eben nicht weniger als die ganze Welt erobern wollte: Zwei kurzweilige Stunden dauert allein die treppenstufenreiche Führung durch einen Teil der verwinkelten einst gigantischen dachbewaldeten Munitionsfabrik nahe Bydgoszcz (Bromberg), wobei wir gerade mal das übriggebliebene Hundertstel als Rest der heute lehrreich gestalteten Anlage zügig erkunden dürfen. Der Samstag schließlich führt uns ins 30 Kilometer entfernte Koronowo zum Besuch des gewaltigen Viaduktes, Höhepunkt über dem Brda-Tal und für jeden Eisenbahnfan! Die Fischbauträgerbrücke aus der Zeit, als Polen mehr als 100 Jahre zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt war, trug die ehemalige 600 Millimeter-Schmalspurbahn, die bis 1969 die Metropole Bydgoszcz mit Koronowo im Schneckentempo verband. Über den Viadukt führt heute ein Rad- und Wanderweg zu einer Aussichtsplattform oberhalb des Flusses.

Zum Treffen gehören feste Unterkünfte, ein vielseitiges polnisches Frühstück an jedem Morgen sowie zwei Mal ein schmackhaftes Abendessen, wobei es mir die Zurek besonders angetan hat und meine Extrabitte zu einem Nachschlag am Folgetag prompt erfüllt wird.

Das Gesagte lässt durchblicken, wofür und wem ich gern danke: Krzysztof, das war mal wieder ein Treffen in perfekter Organisation von der Platzwahl und Begrüßung mit "Scirocco auf Corona-Felgen"-Shirt über alle Ausfahrten mit Programm, die Unterkünfte und kulinarische Versorgung bis zur pokalreichen Auszeichnung der den Teilnehmern am besten gefallenden Sciroccos. Für meinen Teil darf ich noch einen Dank ergänzen - an Leszek, der mir aus seinem privaten Bromberger Privatweinbau einen exzellenten Tropfen kredenzt hat.

Ich werde nicht der einzige sein, der meine Auffassung teilt: Ich freue mich bereits auf das nächste Sciroccotreffen in Polen 2023

Martin
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